Mindfields
Sonntag, 26. Januar 2003
8 Mile

Samstag. 20.00 Uhr. Nun habe ich es endlich geschafft. Ich gehe zu dem in vieler Munde seihendem Kinofilm „8 Mile“ mit dem jungen, - haha – Nachwuchs – haha – Schauspieler Eminem. Wie es ja bei Filmen ist, holt man sich diverse Meinungen, diverser Leute ein. Die einen sagen, wow, der Film ist mega Genial die anderen sagen, er geht den ganzen Film mit ein und dem selben Gesicht durch die klischeebehaftete Story. Nun denn, jetzt heißt es, sich selbst ein Bild machen.

Gehen wir noch mal eine viertel Stunde zurück. Viertel vor acht. Wir nehmen unsere Plätze ein. Machen erst mal Bekanntschaft mit den Sitznachbarn, denn man muss ja fast 90 Minuten mit ihnen in einem Raum sein. Typisch deutsch. Man will erst mal nichts mit den anderen zu tun haben, schließlich ist man ja hier um einen Film zu schauen und nicht wild fremde Leute kennen zu lernen. – Dann kann man ja auch zu Hause bleiben, wenn man meint, dass beim Film gucken einen andere Leute auf den Geist gehen, zu mal ja der Film noch nicht angefangen hat. Werbung gucken, denn hier in der tiefsten DDR sind Westprodukte ja doch noch was ganz besonderes. Dann, ich schaue nach vorn zum Eingang, was sehen meine Augen. Erwachsene. So um die 55 Jahre. Ich flüstere meinem ins Kino Mitgeher ins Ohr, ob die sich nicht im Kino geirrt haben. Sie gehen zielstrebig auf die Plätze die auf den Karten stehen. Und das sollten unsere sein. Die nette Dame steht vor mir und sagt vorwurfsvoll das ich ihren für € 6,50 teuer bezahlten Platz besetzte. Ich weise sie in meiner bekannt höflichen Art darauf hin, dass ich auch € 6,50 dafür bezahlt habe und außerdem eher hier saß und es ja nicht sein kann, weil auf meiner Karte die Platznummer 12 steht. Sie schweigt, - überlegt, dann schaut sie auf ihre Karte, die Daten stimmen. Reihe A Kino 3 Platz 12. Wie auf meiner. Aber dann, der Unterschied. Bei ihr steht „James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag“. Pause. Ich schaue auf meine Karte. Reihe A Kino 3 Platz 12 „8 Mile“ Ich schaue auf mein Datum, auf ihr Datum, identisch. Was nun. Nun werden unsere neuen „Bekannten“ wach und bringen sich in unsere Diskussion ein. Ich war selbst schon am überlegen ob wir nicht im falschen Kino waren. Aber unsere neue Bekanntschaft bestätigte uns unser richtig sein. Minuten später, ein kurzer Zeitsprung. Die Situation hat sich geklärt. Die älteren Herrschaften waren definitiv im falschen „Film“. Wir waren richtig. Ich sagte dann, „Siehste, hab ich dir ja gesagt. Die sind falsch“ Das Licht wurde gedämmt, der Film ging los.

Ende.

Und nun die zerrreißerische Rezension:

Zu aller erst, in diesem Film werden wirklich einige Klischees angerissen. Weißer Mann kommt in die Gegend, wo Schwarzer Mann ist – ist klar, da gibt’s Krawall. Dann der bekannte „American Way Of Life“ vom Tellerwäscher zum Star. Die Geschichte erzählt uns nicht wirklich was neues. Denn solche Storys sind bekannt und einige, die diese Story genutzt haben um sich ein zweites Standbein im Filmgeschäft zu verschaffen, sind da jämmerlich zu Grunde gegangen, Britney, Maria... Nun scheint im ersten Moment die Story auch abgedroschen zu sein und dem Untergang geweiht. Währe da nicht Michelle Pfeifer, Brittany Murphy und Eminem. Die Rollen an sich erlaubten den Schauspielern nicht viel Spielraum. Aber was die drei Protagonisten aus dem schwachen Drehbuchstoff herausholten war meiner Meinung nach verblüffend. Eminem spielte ja im Grunde sich selbst, da hatte er ja keine Probleme die Story, die nicht unbedingt die Autobiographie von Eminem sein sollte, aber sie dann letztendlich doch war, zu spielen. Aber mit einer Natürlichkeit an denen sich so mancher Oskar verwöhnte Möchtegern Schauspieler eine Scheibe abschneiden kann. Was aber wirklich auffiel, Eminem hatte wirklich immer ein und den selben Gesichtsausdruck. Und was auch verblüffend war, er nahm seine Mutter, Frauen und Schwule in Schutz. Das war dann wieder eines der Klischees. Naja, der Drehbuchautor, Scott Silver wars, der uns diese Pfade Story verabreichte, ist in Hollywood eher dafür bekannt auf Teenie Niveau zu schreiben. Was er aber gut konnte, das Lebensgefühl der Leute einzufangen. Was auch nicht minder an der Kamera lag. Dafür wurde der Mexikanische Kameramann Rodrigo Prieto engagiert. Die Kameraführung erinnert sehr an einem Dokumentarischen Stil. Was dieses Lebensgefühl besonders gut einfängt.
Der Soundtrack/Score. Mit diesem wurde sehr sparsam umgegangen. Wenn die Battles waren, wurde der Original Soundtrack, das heißt der Originalton verwand. In Szenen wo Eminem grimmig Kapuzt durch Detroid läuft, lief dann nur im Hintergrund irgendwelche Musik. Ein toller Effekt der mit gut gefallen hat, war am Anfang und ab und zu während des Films, als der Protagonist im Waschraum eines Clubs sich auf ein Battle vorbereitet. Man hört donnernde Rapmusik. Dazu sieht man Eminem mit Gichthänden herumfuchteln. Als es los geht und er auf die Bühne will oder muss, nimmt er seine Kapuze runter, und dann seine Kopfhörer. In diesem Moment wird die Musik, die erst den Raum umhüllte, verstummt. So bekommt man das Gefühl man sieht diesen Filmen aus den Augen des Protagonisten. Ein sehr schönes Stilmittel.

Fazit:

Die Story an sich ist der Schwachpunkt. Diese Geschichte gab es schon zu tausenden. Aber die Schauspielerische Leistung der beteiligten ist hervorragend. Eminem spielt natürlich an manchen Stellen zu natürlich, dass man es mit der Angst zu tun bekam. Der Regisseur und der Kameramann haben vieles getan um aus dem schlaffen Drehbuch einen Film zu machen, der es locker mit den großen Blockbustern aufnehmen kann. Und hat er ja auch schon. Der Soundtrack ist auch ein guter Mix und schön für zu Hause um das Lebensgefühl des Films zu Hause wieder zu bekommen. Zwar nur im Kopf, aber ich denke da ist es sicher. Oder? Also, ein Muss für jeden Eminem-Fan und für Cineasten ein Muss um mal wieder einen tollen gut gespielten Film zu sehen.

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