Mindfields
Dienstag, 18. Juni 2002
Wochenende

Nichts wird sehnlicher erwartet als das Wochenende. Aber was machen, wenn man weiß das, das so erwartete Wochenende ein Reinfall wird?

Es ist Freitag. Es ist 18:00 Uhr. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich alle fünf Minuten auf dieselbige schaue. Wie lange muss ich noch im Büro sitzen? Bis 18:30 Uhr. Die Zeit will einfach nicht vergehen. Ich verliere mich schon den ganzen Tag in dem Gedanken an das Wochenende. Endlich wieder mal ausschlafen. Endlich wieder was mit Freunden unternehmen. Endlich nicht mehr auf die Uhr schauen zu müssen um auf diese Freuden warten zu müssen. 18:03 Uhr. Ich schaue mich im Büro um, was ist noch zu erledigen? Die Geburtstagskarten für die Kunden habe ich ja schon fertig. Ich nehme noch ein fünftes Mal den Stapel, und klopfe ihn auf den Tisch, damit er ordentlich da liegt. Ich gehe zu den Aktenschrank, schaue ob noch ein paar Akten zu sortieren sind. Sind sie alle schon.

Plötzlich kehrt leben in das Büro rein. Mein Handy piepst. Eine Kurzmitteilung. Ich laufe schnell hin, um zu sehen wer an mich denkt. „Jetzt neu im Kino, Britney Spears in ihrem Kinodebüt. Seit Donnerstag im Kino „Not A Girl“ schickt diese SMS an deine Freunde weiter“ Ganz bestimmt – nicht. Ich sende sie in das SMS Nirvana. Ich schaue abermals auf die Uhr. 18:09 Uhr. Ich setzte mich in den Bürostuhl. Nehme eine von den Kostenlosen Zeitungen die ausliegen. Verliere mich in ihnen. Das Handy klingelt. Ich gehe ran, kann nicht sehen wer mich anruft. „Hallo?“ „Wo bleibst du? Wir warten auf dich! Hast du mal auf die Uhr geschaut?“ Während ich angeblafft werde riskiere ich einen Blick. 18:36 Uhr. „Oh, sorry, tut mir leid. Ich bin sofort bei euch“ Klick. Schnell mach ich den Compi aus. Packe alle Unterlagen zusammen. Schalte das Radio endlich aus. Nehme meine Jacke und die Schlüssel, schließe die Bürotür und somit diese Woche ab. Endlich Wochenende. Darauf hab ich mich seit Montag gefreut. Ich habe mich die ganze Woche in diesen Gedanken verloren.
Weekend
„Was hast du denn gemacht?!“ Werde ich gefragt, als ich von meinen Freunden erwartet werde. „Hatte, noch ne menge zu tun. Hab dann nicht auf die Uhr geschaut. Kann’s losgehen?“ Wir fahren nach Hause. Ins Wochenende.

Samstag morgen. Es ist 8:00 Uhr. Ich ärgere mich. Wochenende, und ich wache so zeitig auf. Kann jetzt nicht mehr einschlafen. Ich stehe auf. Der tägliche Morgendliche Trott ist immer Präsent. – Bad, Anziehen, Bett machen, Frühstücken. Doch bis hier unterscheidet sich das Wochenende. Was mache ich Samstag Vormittag? Ich habe jetzt keine Lust, die Aufgenommenen Sendungen von Harald Schmidt zu sehen. Das Radio dudelt vor sich hin. Ich mache den Compi an. E-Mail’s checken. Keiner geschrieben. Ich mache den Compi wieder aus. Rufe meine Freunde an. „Was machst’n du heute abend?“ „Weeß nich. Was machst’n du?“ „Keine Ahnung.“ Stille. „Kommt was im Kino?“ „Nee, kommt nichts neues.“ Wieder stille. „Ich meld mich heute Nachmittag noch mal.“ Schnitt.

Es ist jetzt 18:00 Uhr. Habe für heute abend noch immer nichts. Es kommt mal wieder Wetten Das?! Ich kann den bald nicht mehr sehen. Auf den anderen Sendern kommt auch nichts. Ich schaue meine DVD’s durch. Gottes Werk und Teufels Beitrag soll es heute sein. Den guck ich mir an. Und Sonntag - ist auch nichts weiter passiert.

Sonntag Abend. 18:30 Uhr. Mein Handy empfängt eine Kurzmitteilung. „Wir kommen dich um 20:30 Uhr abholen. Schöne Grüße“ Ich nehme meine Tasche und packe sie für die Woche. Dann suche ich CD’s zusammen. Die will ich diese Woche hören.

Sonntag, kurz vor Mitternacht. Ich liege im Bett. Kann nicht einschlafen. Denke darüber nach, worauf ich mich den ganzen Freitag gefreut habe. Morgen geht’s wieder von neuen los. Da warte ich wieder auf so Dinge wie dieses Wochenende. Na ja egal.

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Schokolade Testen

Heute ist Freitag. Ich habe frei. Ich bin um neun aufgestanden weil ich heute Abend Besuch bekomme. Warum deshalb so zeitig aufstehen? Nun, der Besuch soll ja nicht denken ich hause in einem Dreckloch. Ich wollte noch n bissl saubermachen, so halt Sachen wie staubsaugen, abwaschen usw.

Zurück zum Thema. Ich bin also dann aufgestanden. Mit dem wach und fertig werden am morgen brauchte ich zwei Stunden. Ich fing dann an abzuwaschen, zu saugen, aufzuräumen, das Bad n bissl saubermachen – den Müll runterbringen, und dann ab in die Stadt. Ich wollte noch ein paar kleine Erledigungen machen. Mitunter auch das neue Kinoprogramm holen. Dazu muss ich, um zum Kino zum kommen, durch die „Prager Straße“. Das ist die Einkaufsmeile in Dresden. Dort stehen auch immer so Randgruppen, wie „Nabu“ oder „Möchten-Sie-Ein-TV Movie-Abo-Andreher“ oder „Der Mann mit der Roten Fahne“ wo ich bis heute noch nicht weiß wofür oder wogegen er da steht.
Meiner Meinung nach – egal. Ich laufe also, mit der Gefahr angesprochen zu werden durch die besagte Straße. Mich nervt das total, aber insgeheim will ich angesprochen werden. Ich schaue dann immer ganz auffällig in eine andere Richtung und überlege mir, was ich sage wenn ich angesprochen werde. Einmal hab ich auf Englisch gesagt, dass ich sie nicht verstehen würde. Sie sagten mir dann auf Englisch, dass das kein Problem währe. Sie könnten Englisch. Ich, nicht richtig.
Heute wollte ich unbedingt angesprochen werden. Ich hatte Zeit und schließlich müssen die auch ihr Geld verdienen. Verdienen? Eher nicht. Egal. Ein junger Mann, so um die 21 Jahre, sprach mich an. Er trug eine Regenjacke, welche er bestimmt vor ein paar Wochen im Karstadt gekauft hat. Am Revier prangte mir ein Schild entgegen. Mit seinem Photo, Name und Name der Institution welche ihn schickte. Irgend ein selbsternanntes Marktforschungs-Institut.

Bingo. „Könnte ich Sie bitten, mir einige Fragen zum Thema Schokolade zu beantworten?“ Warum nicht. „Sie essen doch Schokolade?“ „Ja, klar!“ Er nahm mich mit. In einem der Geschäftshäusern war es, das Marktforschungsinstitut. Wir gingen die Seitenstraße rein. Mit dem Aufzug ging es in’s zweite Stockwerk. „Bei der Schokolade handelt es sich um Milka. wir wollen wissen wie Ihnen das Produkt Montelino schmeckt, dass kennen Sie doch?“ Montelino? „Ja, ach das. Mmhh“. Ich stellte mir gerade die Szene aus Papa Ante Portas vor, wo Frau Lose auch Schokoriegel verkosten sollte.
Wir kamen im zweiten Stock an. Am Empfang saß ein Mann, der noch voller stolz ein Vokuhila trug. Er starte auf dem erst neu installierten Flachbildschirm. Der alte riesige Monitor stand, von der Nabelschnur befreit, verlassen auf dem Tresen. Der Empfangsmann strahlte eine geheuchelte Unruhe aus. Das ging mir total auf den Nerv. „Einen Moment. Ich hol schnell die Schokodame“ Sagte der mich in sein Reich holende junge Mann. Er fand sich überaus lustig. Ich ihn nicht. In einer kleinen, aus vier Stühlen gestalteten Sitzgruppe saßen eine Mutti mit Sohn und dessen Bruder. Sie überlegte einen kurzen Moment ob sie ihren Leineneinkaufsbeutel vom Stuhl nehmen sollte um ihn für mich zum hinsetzen frei zu machen. Nach kurzer Beratung mit ihrem tiefsten inneren tat sie es. Ich setzt mich aber nicht hin, kommt ja gleich jemand. In diesem Büro sah es mit absicht unordentlich aus. Menschen liefen umher und taten unheimlich wichtig. „Du warst der mit der Bravo Sport?“ „Mhhm“ kam schüchtern aus dem für sein alter schon ziemlich groß geratenen jungen. Die Mutti schaute ihn lächelnd an. In ihrem Blick stand, "Soll ich mitkommen?". „Dann komm mal mit“ mit einem kleinen lächeln nahm die Junge Interviewerin in mit. „So, wir können jetzt“. Eine andere, älter Dame sprach auf die Mutti ein. Die Abholerin trug als Pullover ein Stricktuch. Raffiniert. Die Mutti nahm ihr eingekauftes, sah mich noch einmal vorwurfsvoll an und ging mit der Bestricktuchten Dame mit.

Ich setzt mich hin. Der älter Sohn schaute mich an. Als ich ihn darauf auch anstarrte ging sein Blick in Richtung des noch immer rum nervenden Empfangsmann. Ein junge Dame kam auf mich zu. Sie hatte lange Schwarze Haare. Sah irgendwie wie eine Inderin aus. „Bist du der mit der Schokolade?“ fragte sie mit einem leicht ausländischen Dialekt. „Ja“. Ich stand auf und folgte ihr. In der Hand hielt sie zwei Unterteller mit je einem Montelino drauf. Auf dem Teller waren kleine Aufkleber mit dem Buchstaben H und T. Wir kamen in ein Zimmer an. Sie schaute rein. Alles voll. „Mmmhh, moment. Ich klär das mal“ Sie ging wieder fort. Ich stand nun da. Kam mir irgendwie blöd vor. Sie kam wieder. „Ähmm könntest du zu meinem Kollegen gehen? Ich wusste nicht das, dass Zimmer besetzt ist?“ „Kein Problem“
Wir kamen in ein anders Zimmer an. Dort saß ein junger man, so mein alter. Er sah wie einer von diesem Versace Models aus. Aber eher für den Ungarischen Markt. Er hatte pechschwarze Haare in einem Modernen Schnitt. Mit einem lächeln im Gesicht gab er mir die Hand und bat mich, mich hinzusetzten. „Guuten Taag. Sie essen gern Schookoladde?“ Er hatte eine für sein alter sehr tiefe markante Stimme mit einem eindeutigen ausländischen Dialekt. „Ja, ab und zu, doch ja.“ „Gut, dann können wir ja anfangen“. Während er das alles sagte, lächelte er dabei. Ich fand das ja sehr sympathisch, aber kam mir vor, als würde er mich auslachen. Ich reibte mir an der Nase um zu schauen ob da ein Popel dranhängt. Ich fühlte mich unwohl. Er las mir die fragen vor. Ich konnte mich nicht richtig auf die Fragen konzentrieren, mich lenkte seine Stimme zu sehr ab. So eine Stimme habe ich noch nie gehört. Ich schaute ihn auch immer die ganze Zeit an, wie ein fremdes Wesen wirkte er für mich. Ich weiß nicht ob er es merkte aber wenn, dann dachte er bestimmt ich währe Schwul.

Nachdem er den ersten Fragebogen durch hatte, sagte er das er gleich wieder komme. Ich schaute mich währenddessen im Raum um. In einer Ecke durch Wände getrennt saß die Mutti und sollte ihre Meinung zu Illustrierten für Westdeutsche Hausfrauen sagen. Sie kam sich bestimmt blöd vor, solch billige Lektüre zu studieren. „Und hier hab ich „a die aktuelle“ kennen Sie die?“ Natürlich nicht. „Ja, die lese ich ab und zu.“ Sie lügt. Oder doch nicht? Der Quizmaster kam wieder. In der Hand zwei Unterteller und ein durchsichtigen Becher mit Wasser. Er stellte es links vor mir hin. Er nahm seinen Fragebogen, schrieb was auf, las dann weiter. „Hier ist ein Montelino. Würden sie ihn bitte mal testen, und dann sagen wie er Ihnen schmeckt.“ Er schob mir den Teller hin, auf welchen mit einem kleinen Aufkleber der Buchstabe H geklebt war. Ich nahm ihn, und er schmeckt so wie immer. So richtig schmecken tut mir ja, Montelino nicht. Er schaute mich erwartungsvoll an, ich hatte das Gefühl, es würde immer mehr in meinem Mund. „Und?“ fragte er mich. „Na ja, lecker, schokoladig, ganz schön knusprig, aber lecker“ Er hörte mir zu und schrieb meine Angaben auf. Er schrieb ganz schön lang. Ich schaute ihn auf die Finger, er schrieb normal. Irgendwie habe ich gehofft, dass er „Ausländisch“ schreiben würde. Aber er schrieb, normal. Eine typische Jungenschrift. Dann schob er mir das Wasser hin. „Trinken Sie das bitte, das neutralisiert die Geschmacksnerven.“ Ich nahm das Wasser und trank es. Ob ich es ganz austrinke, dachte ich mir. Aber ich trank nur die hälfte. Er schrieb wieder. Wahrscheinlich, -trank nur die hälfte des Wassers, zurückhaltend, weiß nicht was er will ... schrieb er natürlich nicht. Dann schob er mir den anderen Teller hin, dort war der Buchstabe T draufgeklebt. „Und nun, würde ich Sie bitte einmal das hier zu testen.“ Wieder nahm ich dieses Montelino. Es schmeckte gleich, aber ich hatte den Eindruck es würde sehr Erdnussig schmecken. Das sagte ich ihm auch. Und er schrieb weiter. Dann war er fertig mit schreiben. „So, dass wars auch schon. Vielen Dank, dass sie kurz Zeit hatten.“ Er reichte mir die Hand zu Verabschiedung. Ging zur Tür und öffnete sie mir. Ich ging durch und suchte den Ausgang.
Die Mutti saß immer noch in ihrer Ecke. Sie las die tollen Bunten Zeitschriften. Und ich denke, sie mochte sie.

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Montag Morgen um fünf

Heute früh wurde ich, wie fast immer, um 5.00 Uhr durch den Verkehr geweckt. Ich wohne im sechsten Stock direkt an einer Europastraße. Außerdem geht an der Straße eine Straßenbahnlinie lang. Eigentlich bräuchte ich kein Wecker. Aber es ist mir zu unsicher. Manchmal überhöre ich den Verkehr. Aber heute eben nicht. Ich liege also wach da. Überlege was mir der heutige Tag bringen wird. Ich beneide meine Freunde. Die haben Semesterferien. Aber andererseits möchte ich doch nicht tauschen.
Denn sie müssen Belegarbeiten schreiben, für, wenn die Semesterferien zu Ende sind, bevorstehende Klausuren lernen. Was einem um 5 nach 5 am morgen so durch den Kopf geht? Ich lausche dem Verkehr. Er stört mich nicht wirklich. Ich sehe die Lichter an der Zimmerdecke vorbei ziehen. Ich finde es schön, wenn man die Schatten von der Jalousie an der Decke sieht. Es erinnert mich immer an alte amerikanische Filme. Wo die Sonnenstrahlen auch diese Jalousien-Schatten ins Zimmer warfen.

Ich überlege ob ich das Radio anmachen sollte. Ich entscheide mich dagegen. Den Radiosender den ich in meinem Uhrenradio reinbekomme nervt mich total. Diese geheuchelte Gute-Laune am Morgen. Und nur sie spielen die besten, die neuesten Lieder im Radio. Sie und niemand anders. Ich frage mich aber immer wann sie diese tollen Lieder spielen? Schrecklich. Ich schlafe langsam wieder ein. Der Wecker klingelt. Es ist halb acht. Ich mache im Wohnzimmer das Radio an. –Hallo einen schönen Guten Morgen. Hier ist Jump. Und ihr hört ganz neu bei uns Dante Thomas mit Miss California ... Aha, ein schöner Morgen.

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