Mindfields
Sonntag, 2. März 2003
Everybody's free, to wear Sunscreen... oder so...

Meine Damen und Herren der Klasse ’99:
tragt Sonnenschutz!

Wenn ich euch einen Rat für die Zukunft geben könnte: Sonnenschutz wird es sein. Die Langzeitvorteile von Sonnenschutz wurden von Wissenschaftlern bewiesen, wobei aber der Rest meines Rates keine Basis hat, die zuverlässiger ist als meine eigene wechselnde Erfahrung.

Ich werde euch diesen Rat jetzt erteilen: Genießt die Kraft und Schönheit der Jugend!

Aber macht euch nichts daraus, ihr werdet Kraft und Schönheit erst verstehen, wenn sie versagen. Aber vertraut mir: In 20 Jahren, wenn ihr auf Fotos von euch schaut und dann zurückblickt, könnt ihr jetzt nicht begreifen, wie viel Möglichkeiten vor euch liegen und wie fantastisch ihr wirklich aussaht.

Ihr seid nicht so dick, wie ihr’s euch vorstellt! Macht euch keine Sorgen über die Zukunft! Oder sorgt euch, dass das Wissen und Sorge so effektiv ist wie der Versuch, kaugummi-kauend eine Allgebra-Gleichung zu lösen. Die wirklichen Ärgernisse in deinem Leben führen dazu, Dinge zu sehen, die niemals deinem besorgtem Verstand durchkreuzt haben. Es sind Dinge, die dich um vier Uhr Nachmittags an einem langweiligen Dienstag ablenken.

Mach’ jeden Tag eine Sache, die erschreckend ist! Singe! Zerstöre die Herzen anderer, erdulde keine Menschen, die deins zerstören! Erblühe! Verschwende deine Zeit nicht mit Eifersucht! Manchmal bist du vorn, manchmal hinten dran. Das Reimen ist lang! Am Ende ist es nur eins mit dir selbst.

Erinnere dich an Komplimente, die du erhalten hast und vergiss die Beleidigungen. Wenn du erfolgreich darin bist, sag mir, wie!

Behalte deine alten Liebesbriefe, wirf deine alten Bankauszüge weg! Steck dich! Fühle dich nicht Schuldig, wenn du nichts mit deinem Leben anzufangen weißt. Die meisten interessanten Menschen die ich kenne, wussten mit 22 Jahren nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen wollten. Einige der interessanten 40jährigen, die ich kenne, wissen es immer noch nicht.

Nimm eine Menge Calcium ein, sei nett zu deinen Knien. Du vermisst sie, wenn sie fort sind. Vielleicht heiratest du, vielleicht nicht. Vielleicht bekommst du Kinder, vielleicht nicht. Vielleicht bist du mit 40 geschieden, vielleicht tanz du den Funky Chicken an deinem 75. Geburtstag. Was immer du tust, beglückwünsche dich nicht zu sehr oder blas dich nicht auf. Deine Auswahl hat nur halbe Chancen, so wie auch die von jedem anderen.

Genieße deinen Körper, gebrauche ihn in jeder Form! Habe keine Angst davor oder was andere Menschen darüber denken: Es ist das großartigste Instrument, das du jemals besitzt! Tanze! Selbst w2enn du keinen Ort hast, es zu tun, außer deinem Wohnzimmer. Lies die Anleitungen, auch wenn du ihnen nicht folgst. Lies keine Schönheitsmagazine, sie bringen dich dazu, dass du dich hässlich fühlst. Lerne deine Eltern kennen, du weißt nie, wann sie für immer fortgegangen sein werden. Sei nett zu deiner Verwandtschaft, sie sind das beste Verbindungsglied zu deiner Vergangenheit und die Menschen, die wahrscheinlich in der Zukunft zu dir stehen werden!

Verstehe, dass Freunde kommen und gehen. Aber zu wenigen wertvollen solltest du halten. Arbeite hart, um die Schluchten in Geographie und Lifestyle zu überbrücken, denn je älter du wirst, desto häufiger triffst du Menschen, die du kanntest, als du jung warst.. Lebe einmal in New York City, aber verlass die Stadt, bevor sie dich zu hart macht. Lebe einmal in Nord Kalifornien, aber verlasse den Ort, bevor er dich zu weich macht. Reise!

Akzeptiere bestimmte vertraute Wahrheiten. Preise werden steigen und Politiker werden scheitern. Du wirst auch alt werden, und währenddessen wirst du phantasieren, dass du jung wirst, die Preise verträglich, die Politiker edel, und dass Kinder ihre Eltern achten. Achte Deine Eltern. Erwarte nicht, dass irgend jemand dich unterstützt. Vielleicht hast du Geldanlagen, vielleicht wirst du eine reichen Gatten haben, aber du wirst niemals wissen, wenn eins von beiden verschwinden wird.

Hantiere nicht zu viel mit deinen Haaren rum. Oder du siehst mit 40 aus wie 85.

Sei vorsichtig, wessen Rat du kaufst, aber geduldig mit denen, die ihn liefern. Rat ist eine Form von Nostalgie. Ratschläge erteilen ist ein Weg, die Vergangenheit wieder zur Verfügung zu stellen, sie wegzuwischen, hässliche Teile zu übermalen und sie wieder zu verwerten, für mehr als sie wert sind.

Aber vertraue mir mit dem Sonnenschutz.

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Samstag, 22. Februar 2003
the ring

ich sitze gerade auf dem klo. plötzlich merke ich, wie ich ein warmes, feuchtes gefühl am meiner nase spüre. ich erstarre. blutet meine nase? ich greife nach links zum klopapier. rolle genau zwei blatt ab. dann führe ich langsam das papier zur nase und schnaube vorsichtig hinein. ich schließe die augen, und sage mir, lass es kein nasenbluten sein. langsam nehme ich das vollgeschnaupte papier von der der nase. ich öffne langsam meine augen. - plötzlich klingelt das telefon. ich schrecke zusammen. erstarre förmlich. werfe das papier in die toilette, aus den augenwinkel sehe ich auf das papier, rot. ich schrecke abermals zusammen. das telefon klingelt erneut. jetzt springt der anrufbeantworter an. ich höre meine stimme, wie sie den anrufer auffordert, nicht böse zu sein, dass ich nicht da bin, und nach dem pieps eine nachricht hinterlassen soll. stille, ich höre ein leichtes atmen. ich höre wie eine frauen,- nein eine kinderstimme sagt, du hast noch drei tage zu le- ein schrilles klingeln. was ist das? der wecker! gott sei dank. alles nur ein traum.

oh man, ich war gestern im kino. zu "the ring". der wohl beeindruckenste horrorstreifen seit langem. selbst der überbewertete film "blair witch projekt" wirkt dagegen wie eine folge von gute zeiten schlechte zeiten. was ich da gestern zu sehen bekam, war so erschreckend und so real, dass ich an einigen stellen dachte, hey, das kann dir doch auch so gehen?! die filmemacher haben eine wundervolle art gefunden den menschen, also uns zuschauer unsere tiefsten ängste zu entlocken. wobei sie dabei tunlichst darauf verzichtet haben, uns blutverschmierte leichen zu zeigen. nein sie wählten die art, die uns am meisten angst macht. sie ließen die bilder die die story vorran trieb bei uns im kopf entstehen. sie zeigten uns kurze sequenzen, und wir konnten sie im kopf zu ende sehen. was wir daraus machen ist unsere sache...

das ende war auch, wie ich finde, ein modernes ende. zur zeit habe ich das gefühl, dass uns hollywood mit einem neuen trick ins kino locken will. am ende, wenn man denkt, wow, das ende. dann legen sie noch mal richtig zu. es passieren noch dinge, von denen man nicht zu träumen wagte. und dann kommt der erschreckende schluss. wie auch hier. uns wird in rasantem schnitt noch einmal kurz das video, um welches sich es in diesem film drehte, noch mal kurz gezeigt, und ich wartete das mein mobiltelefon klingelte und ein stimme sagt, du hast noch sieben tage zu leben. gott sei dank klingelte es nicht...

fazit:
ein film der zur zeit seines gleichen sucht. unbedingt reinschauen!!

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Sonntag, 26. Januar 2003
8 Mile

Samstag. 20.00 Uhr. Nun habe ich es endlich geschafft. Ich gehe zu dem in vieler Munde seihendem Kinofilm „8 Mile“ mit dem jungen, - haha – Nachwuchs – haha – Schauspieler Eminem. Wie es ja bei Filmen ist, holt man sich diverse Meinungen, diverser Leute ein. Die einen sagen, wow, der Film ist mega Genial die anderen sagen, er geht den ganzen Film mit ein und dem selben Gesicht durch die klischeebehaftete Story. Nun denn, jetzt heißt es, sich selbst ein Bild machen.

Gehen wir noch mal eine viertel Stunde zurück. Viertel vor acht. Wir nehmen unsere Plätze ein. Machen erst mal Bekanntschaft mit den Sitznachbarn, denn man muss ja fast 90 Minuten mit ihnen in einem Raum sein. Typisch deutsch. Man will erst mal nichts mit den anderen zu tun haben, schließlich ist man ja hier um einen Film zu schauen und nicht wild fremde Leute kennen zu lernen. – Dann kann man ja auch zu Hause bleiben, wenn man meint, dass beim Film gucken einen andere Leute auf den Geist gehen, zu mal ja der Film noch nicht angefangen hat. Werbung gucken, denn hier in der tiefsten DDR sind Westprodukte ja doch noch was ganz besonderes. Dann, ich schaue nach vorn zum Eingang, was sehen meine Augen. Erwachsene. So um die 55 Jahre. Ich flüstere meinem ins Kino Mitgeher ins Ohr, ob die sich nicht im Kino geirrt haben. Sie gehen zielstrebig auf die Plätze die auf den Karten stehen. Und das sollten unsere sein. Die nette Dame steht vor mir und sagt vorwurfsvoll das ich ihren für € 6,50 teuer bezahlten Platz besetzte. Ich weise sie in meiner bekannt höflichen Art darauf hin, dass ich auch € 6,50 dafür bezahlt habe und außerdem eher hier saß und es ja nicht sein kann, weil auf meiner Karte die Platznummer 12 steht. Sie schweigt, - überlegt, dann schaut sie auf ihre Karte, die Daten stimmen. Reihe A Kino 3 Platz 12. Wie auf meiner. Aber dann, der Unterschied. Bei ihr steht „James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag“. Pause. Ich schaue auf meine Karte. Reihe A Kino 3 Platz 12 „8 Mile“ Ich schaue auf mein Datum, auf ihr Datum, identisch. Was nun. Nun werden unsere neuen „Bekannten“ wach und bringen sich in unsere Diskussion ein. Ich war selbst schon am überlegen ob wir nicht im falschen Kino waren. Aber unsere neue Bekanntschaft bestätigte uns unser richtig sein. Minuten später, ein kurzer Zeitsprung. Die Situation hat sich geklärt. Die älteren Herrschaften waren definitiv im falschen „Film“. Wir waren richtig. Ich sagte dann, „Siehste, hab ich dir ja gesagt. Die sind falsch“ Das Licht wurde gedämmt, der Film ging los.

Ende.

Und nun die zerrreißerische Rezension:

Zu aller erst, in diesem Film werden wirklich einige Klischees angerissen. Weißer Mann kommt in die Gegend, wo Schwarzer Mann ist – ist klar, da gibt’s Krawall. Dann der bekannte „American Way Of Life“ vom Tellerwäscher zum Star. Die Geschichte erzählt uns nicht wirklich was neues. Denn solche Storys sind bekannt und einige, die diese Story genutzt haben um sich ein zweites Standbein im Filmgeschäft zu verschaffen, sind da jämmerlich zu Grunde gegangen, Britney, Maria... Nun scheint im ersten Moment die Story auch abgedroschen zu sein und dem Untergang geweiht. Währe da nicht Michelle Pfeifer, Brittany Murphy und Eminem. Die Rollen an sich erlaubten den Schauspielern nicht viel Spielraum. Aber was die drei Protagonisten aus dem schwachen Drehbuchstoff herausholten war meiner Meinung nach verblüffend. Eminem spielte ja im Grunde sich selbst, da hatte er ja keine Probleme die Story, die nicht unbedingt die Autobiographie von Eminem sein sollte, aber sie dann letztendlich doch war, zu spielen. Aber mit einer Natürlichkeit an denen sich so mancher Oskar verwöhnte Möchtegern Schauspieler eine Scheibe abschneiden kann. Was aber wirklich auffiel, Eminem hatte wirklich immer ein und den selben Gesichtsausdruck. Und was auch verblüffend war, er nahm seine Mutter, Frauen und Schwule in Schutz. Das war dann wieder eines der Klischees. Naja, der Drehbuchautor, Scott Silver wars, der uns diese Pfade Story verabreichte, ist in Hollywood eher dafür bekannt auf Teenie Niveau zu schreiben. Was er aber gut konnte, das Lebensgefühl der Leute einzufangen. Was auch nicht minder an der Kamera lag. Dafür wurde der Mexikanische Kameramann Rodrigo Prieto engagiert. Die Kameraführung erinnert sehr an einem Dokumentarischen Stil. Was dieses Lebensgefühl besonders gut einfängt.
Der Soundtrack/Score. Mit diesem wurde sehr sparsam umgegangen. Wenn die Battles waren, wurde der Original Soundtrack, das heißt der Originalton verwand. In Szenen wo Eminem grimmig Kapuzt durch Detroid läuft, lief dann nur im Hintergrund irgendwelche Musik. Ein toller Effekt der mit gut gefallen hat, war am Anfang und ab und zu während des Films, als der Protagonist im Waschraum eines Clubs sich auf ein Battle vorbereitet. Man hört donnernde Rapmusik. Dazu sieht man Eminem mit Gichthänden herumfuchteln. Als es los geht und er auf die Bühne will oder muss, nimmt er seine Kapuze runter, und dann seine Kopfhörer. In diesem Moment wird die Musik, die erst den Raum umhüllte, verstummt. So bekommt man das Gefühl man sieht diesen Filmen aus den Augen des Protagonisten. Ein sehr schönes Stilmittel.

Fazit:

Die Story an sich ist der Schwachpunkt. Diese Geschichte gab es schon zu tausenden. Aber die Schauspielerische Leistung der beteiligten ist hervorragend. Eminem spielt natürlich an manchen Stellen zu natürlich, dass man es mit der Angst zu tun bekam. Der Regisseur und der Kameramann haben vieles getan um aus dem schlaffen Drehbuch einen Film zu machen, der es locker mit den großen Blockbustern aufnehmen kann. Und hat er ja auch schon. Der Soundtrack ist auch ein guter Mix und schön für zu Hause um das Lebensgefühl des Films zu Hause wieder zu bekommen. Zwar nur im Kopf, aber ich denke da ist es sicher. Oder? Also, ein Muss für jeden Eminem-Fan und für Cineasten ein Muss um mal wieder einen tollen gut gespielten Film zu sehen.

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