Mindfields
Aschermittwoch | Ethan Hawke

|by Sue, 2003-27-04|

In seinem ersten Roman ließ Ethan Hawke seine Leser am Seelenleben eines Frischverliebten teilhaben. Zweifel, Schmerz und Hochgefühle.

Auch in diesem Buch gibt es Einblicke in die Gedankenwelt von Verliebten. Von Kapitel zu Kapitel die Perspektiven tauschend beschreibt uns Hawke an den Gedanken von Jimmy und Christy, er in der Army und sie Krankenschwester. Und die sind bei weitem nicht immer schön. Es ist schon fast verstörend wie viele Zweifel die beiden an ihren Gefühlen haben. Noch schlimmer ist es, wie den beiden ständig nervige Eigenschaften am Partner auffallen. Wenn Beziehungen so sind, könnte man sich fast davor fürchten. Andererseits ist doch so viele Wahres dran, das wissen wir doch alle. Die beiden verbindet ihre Unsicherheit und unverarbeitete Probleme mit ihren Eltern. Auf einer Reise per Auto von New York, über New Orleans nach Houston suchen die beiden einen neuen Lebensanfang und glauben dies in einer Ehe zu finden. Diese schwerwiegende Entscheidung wirft viele Fragen und Diskussionen auf.
Auf unglaublich kurz erscheinenden 315 Seiten lehrt uns Ethan Hawke, dass eine Beziehung nicht nur Glück sondern auch viel Arbeit mit sich bringen kann. Gefühle allein reichen nicht um mit einem Menschen zusammenzuleben... die beiden Charaktere im Buch sind sich dieser Schwierigkeit bewusst und Hawke lässt uns hier am Entscheidungsprozess für ein Zusammenleben teilnehmen.

Mich hat das Buch sehr beeindruckt, denn es hat die Seite einer eigentlich normalen Beziehung angesprochen, welche uns in den romantischen Romanen und Filmen immer vorenthalten wird. Selbst wenn man den Menschen fürs Leben gefunden hat, sind noch nicht alle Probleme gelöst. Die beiden Charaktere haben sich als nicht perfekt erkannt und doch füreinander entschieden und ihre Liebe als etwas besonderes erkannt. Nicht im Vergleich zu anderen Menschen, sondern für ihr eigenes Leben besonders.

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been there - done that

Es gibt Tage, an denen macht es ganz plötzlich ?schwupp? und man steht auf Pause. Ich bin gerade auf Pause.

Zeit, einen Schluck aus der Büchse zu nehmen und mal aufs Klo zu gehen. Vielleicht sich ein Käsebrot schmieren und dabei einen Moment nachdenken. Über diesen Film, den man sich da die ganze Zeit ansieht. Der diesen merkwürdigen Titel trägt: ?Ich und das Leben?.
Wechselnde Schauplätze, O.K., aber nun auch schon ne Weile das immergleiche Köln mit seinem omnipräsenten Dom. In jeder dritten Szene hängen diese Turmspitzen im Hintergrund. Na, Bravo.
Die Ausstattung: eindeutige ?Low-Budget-Produktion?. Andauernd Innenaufnahmen von dieser winzigen Bruchbude. Meine Fresse, der Hauptdarsteller kann ja kaum aus seinem Bett aufstehen, schon fällt er zur Tür raus. Und die Klamotten, die der Typ trägt.... eieiei.... Wo ist die Kulturstiftung NRW, wenn man sie mal wirklich braucht?
Über den Sound brauchen wir gar nicht erst reden. Anfangs war ich ja noch optimistisch, schließlich hat der Typ einen Haufen Taschengeld zum Plattenladen getragen, aber kaum war die Pubertät vorbei, war ihm die Kohle dafür auch zu schade. Schluss mit Pickeln und Fistelstimme- Schluss mit Musik. Tss. Die Gitarre hat er dann auch bald an den Nagel gehängt, oder höchstens ab und an versucht den Lagerfeuer-Clapton zu geben. Jetzt diese Live-Konzerte, bei denen er nur stupide auf den Bass eindrischt, also ehrlich: für nen guten Soundtrack gibt der Film nicht viel her.
Was sich der Regisseur bei der Besetzung der Hauptrolle gedacht hat, will ich gar nicht wissen. Meine Güte, wie oft will der den noch auf die Fresse fallen, bis er endlich lernt aufrecht durchs Leben zu gehen? Ich meine, so schwer kann es doch nicht sein, einen 08-15-Normalo, wie man ihn an jeder Ecke trifft, zu spielen. Aber nein, das ewig gleiche gekünstelte Lächeln, der unsichere Blick, diese vertrottelte Freundlichkeit. Wirklich nett, sehr nett. Bei den Nebendarstellern funktioniert?s doch auch. Oder geben die etwa auch so ein jämmerliches Bild ab? Nein, sie verkörpern ihre Rollen mit Inbrunst, mit Leidenschaft, nicht wie so ein gottverdammter Fremdkörper, der da durch die Landschaft rollt. Ist doch wahr.
Warum, verdammt, guck ich mir den Film überhaupt noch an? So viel Rotz. Ich schneide ein paar Radieschen klein und lege sie auf das Käsebrot. Diese kleinen Dinger machen den Geschmack erst aus. Radieschen. Wo bleiben die verdammten Radieschen in dem Streifen? Ich beiße ins Brot und kaue. Die Radieschen sind scharf. Sehr scharf. Unerwartet verdammt fucking sehr scharf. Ich spucke das Brot in die Spüle. Was zum...?
Die Story ist es. Die beschissene, kleine Story. Erst passiert Ewigkeiten gar nichts: Monatelang hängt der Kerl hinter Büchern rum, redet mit den gleichen Arschgesichtern, schleppt sich immer wieder zum Fußball und man fängt schon an Mitleid mit ihm zu haben. Dann gibt es diese Kleinigkeiten: er stolpert beim Lesen über ein paar Zeilen, die ihm schön oder wichtig erscheinen, er grinst und man freut sich mit ihm. Er haut den Ball aus zwanzig Metern aus Versehen in den Winkel und schreit vor Freude den halben Platz zusammen, so dass man aufspringen will, um für ihn die andere Hälfte auch noch vollzubrüllen.
Und dann diese Tempowechsel: Immer wenn ich gerade ein bisschen eingelullt und angeödet bin, passiert irgendwas unerwartetes. Reißt mich hoch, wirft mich herum und zeigt mir, dass ich gar nichts, aber auch null gerafft habe. Eben hockt er noch zu Hause, im nächsten Moment macht er Musik für kreischende, besoffene Menschen. Dann versucht er sich als Schauspieler, hört sich die Lebensgeschichten kranker Omas an und faltet kurz darauf bekiffte Teenager zusammen. Er landet für ein Jahr auf so ner Insel. Einfach so. Zack. Glaubst Du, er wird völlig bescheuert da oben? Nö: merkt nicht mal, dass eigentlich alles anders ist. Er tut so, als wär es das Normalste von der Welt. Dann ab in den mittelamerikanischen Urwald, zurück in die Großstadt, in andere Großstädte, hin und her und immer bindet er morgens mit einer großen Schleife seine Schuhe zu, schickt tagsüber Tausende von Buchstaben und Worte auf Reise, immer mit der gleichen, unaufgeregten Stimme und nachts klemmt er sich das Kopfkissen unter die Brust, damit er besser einschlafen kann.
Die Nebenrollen wechseln auch dauernd. Er verliebt sich, liebt, ist eine Zeit lang glücklich, -mal länger, mal kürzer- und ist irgendwann wieder allein. Er verschenkt sein Herz an alle möglichen Figuren, die durch den Film purzeln. Manche kann er eine Zeit lang festhalten andere verschwinden spurlos. Kaum Charaktere, die ihn ständig begleiten.
Der Drehbuchautor ist ein echter Gott. Aber so ausgefallen die Dinge auch sein mögen, die er sich einfallen lässt, dieser Hauptrollenfutzi tut immer so, als wäre das einzige was sich ändert seine Sockenfarbe. Verrückt.
Nur manchmal. Ganz selten passiert es, da kommt er doch aus dem Tritt. Sei es, dass zu viele Dinge auf einmal passieren, oder dass eine der beständigeren Nebenrollen ihn plötzlich am Kragen packt und ihn hoch in die Luft reißt und schüttelt. Dann merkt er auf einmal, was alles passiert ist. Er reibt sich die Augen und merkt, dass alles um ihn herum plötzlich anders aussieht. Die Straßen und die Häuser, die Menschen um ihn rum, er selbst. Vor allem er selbst.
Dann erschrickt er ein wenig, tritt einen Schritt zurück, atmet tief durch und macht sich ein Käsebrot. Mit Radieschen.

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Frei Schnauze: Verbotener Text

Es gibt Nebel, das ist im HERBST ja normal. Zumindest kein REGEN. ICH kann also beruhigt mit dem Fahrrad zu meinem KIFFER-Freund in die Stadt fahren, über EXFREUNDE/INNEN mit HUNDEAUGEN plaudern, den WELTSCHMERZ und die ADVENT- Stimmung kaputttrinken.

HERBST ist ja eigentlich ok, fand ICH immer und sage ICH auch gerne, wenn es mal passend ist, über Lieblingsjahreszeiten zu sprechen. ICH mag die Farbe, die meine Umwelt dann einnimmt, vor allem, wenn sie von einer Sonne bestrahlt wird, die aus einem kalten, blauen Himmel scheint. ICH mag dicke Pullover tragen, die alle Komplexe wegen zu fetten Bäuchen unterm T-Shirt unter sich vergraben. ICH mag das Geräusch des Windes, der durch die letzten Blätter und die nackten Zweige weht und mag es, nicht ständig geil zu sein, weil die Frauen knapp bekleidet sind.

Der WELTSCHMERZ soll im HERBST ja am stärksten sein. Aber was macht das schon, wenn ich mir doch den ganzen Sommer schon selbst leid tue und melancholische Lieder höre, um in HERBST- Stimmung zu kommen. Da freue ICH mich einerseits, wenn er dann kommt, denke andererseits: „Das ist zu plakativ ‚WELTSCHMERZ im HERBST.‘“ Ein sommerlicher Tag, der mein Herz erreicht, beglückt mich dann um so mehr. Doch für ein Besäufnis mit einem alten Freund wird es wohl ausreichen.

KIFFEN tut er wohl immer noch, lange nicht mehr gegen des WELTSCHMERZes im HERBST, wohl eher aus Gewohnheit. Irgendwann war ICH bei ihm, da hat er innerhalb von fünf Minuten zwei Köpfchen geraucht, nur weil wir rausgehen wollten. ICH selbst vermeide das KIFFEN seit ein paar Paranoia- Anfällen. Muss ja nicht auch noch sein.

Ob er HUNDEAUGEN hat oder ICH, überlege ICH gerade. ICH sicher nicht, die Menschen sagen, mein Blick sei meist grimmig. „Er hat so ein charmantes Lächeln“, sagte hingegen mal ein Lehrer auf dem Elternsprechtag zu meiner Mutter. Mittlerweile sitzt er in der Psychatrie. Vielleicht hat ihn der WELTSCHMERZ zugrunde gerichtet, vielleicht im HERBST. Wenn ICH KIFFEN würde, würde ICH mich da jetzt reinsteigern. Aber ICH will ja saufen.

Saufen, um die Frauen zu vergessen, die nicht ans Telefon gehen. Saufen, um all die EXFREUNDE, EXFREUNDINNEN, den REGEN und den ADVENT EXFREUND, EXFREUNDIN, REGEN und ADVENT sein zu lassen. Leute sagen: „ICH mag den REGEN“, sie gingen dabei gern spazieren. Das kann nur eine Lüge sein. Danach muss man sich trocknen, föhnen, Tee trinken, krank werden. Leute sagen: „ICH mag die ADVENTliche Stimmung“ und quetschen sich Samstags am Weihnachtsmarktstand vorbei in die überfüllten Geschäfte. Das kann nur eine Lüge sein. Jeder Samstag im ADVENT ist ein unweigerliches Argument für die Abschaffung des Schweinekapitalismus. Selten und schon lange Zeit nicht mehr sagen die Leute: „ICH liebe dich.“ Und manchmal denke ich dann: „Das kann nur eine Lüge sein.“ Und saufe.

/* Dieser Text ist aus einem Tagebuch bei jetzt.de geschrieben von MAX am 2002/12/02 in Bochum*/

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Frei Schnauze: Verbotener Text Es
gibt Nebel, das ist im HERBST ja normal. Zumindest kein...
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