Heute früh wurde ich, wie fast immer, um 5.00 Uhr durch den Verkehr geweckt. Ich wohne im sechsten Stock direkt an einer Europastraße. Außerdem geht an der Straße eine Straßenbahnlinie lang. Eigentlich bräuchte ich kein Wecker. Aber es ist mir zu unsicher. Manchmal überhöre ich den Verkehr. Aber heute eben nicht. Ich liege also wach da. Überlege was mir der heutige Tag bringen wird. Ich beneide meine Freunde. Die haben Semesterferien. Aber andererseits möchte ich doch nicht tauschen.
Denn sie müssen Belegarbeiten schreiben, für, wenn die Semesterferien zu Ende sind, bevorstehende Klausuren lernen. Was einem um 5 nach 5 am morgen so durch den Kopf geht? Ich lausche dem Verkehr. Er stört mich nicht wirklich. Ich sehe die Lichter an der Zimmerdecke vorbei ziehen. Ich finde es schön, wenn man die Schatten von der Jalousie an der Decke sieht. Es erinnert mich immer an alte amerikanische Filme. Wo die Sonnenstrahlen auch diese Jalousien-Schatten ins Zimmer warfen.

Ich überlege ob ich das Radio anmachen sollte. Ich entscheide mich dagegen. Den Radiosender den ich in meinem Uhrenradio reinbekomme nervt mich total. Diese geheuchelte Gute-Laune am Morgen. Und nur sie spielen die besten, die neuesten Lieder im Radio. Sie und niemand anders. Ich frage mich aber immer wann sie diese tollen Lieder spielen? Schrecklich. Ich schlafe langsam wieder ein. Der Wecker klingelt. Es ist halb acht. Ich mache im Wohnzimmer das Radio an. –Hallo einen schönen Guten Morgen. Hier ist Jump. Und ihr hört ganz neu bei uns Dante Thomas mit Miss California ... Aha, ein schöner Morgen.

Neulich sagte mein bester Freund zu mir, sag mal, du kommst mit Menschen die älter als du sind viel besser klar. Ich schaute ihn verwundert an, und fühlte einen stich in meinem Herzen. Was meint er damit? Ich fragte nach, was er damit meinte. Er sagte mir, na ja, so wie du mit den redest und so. Bitte? Wie rede ich denn mit denen? –na ja, z. Bsp. als wir gestern in dem Töpferladen waren, da hast du doch mit der Verkäuferin geflirtet. Was habe ich? Ich kam mir verarscht vor. Die Frau hätte meine Mutter sein können. Außerdem war sie mal keine verklemmte Verkäuferin so wie man sie sonst sieht. Sie war halt mal lockerer. Und das finde ich super, und deshalb habe ich mich auch lockerer mit ihr unterhalten. Mein bester freund sagt mir solche Sachen.

Am Abend musste ich noch lange über seine Worte nachdenken. Ich konnte ihn einfach nicht recht geben. Wenn man bedenkt, dass alle meine (guten) Freunde ein bis zwei Jahre jünger sind. Aber manchmal hab ich das Gefühl, dass ich irgendwas in meiner Jugend verpasst habe.

Mir ist das heute Abend aufgefallen. Ich habe mir ein Glas Wein eingegossen. Und fand es überhaupt nicht verwerflich allein Alkohol bzw. Wein zu trinken. Dabei musst ich an meinen Onkel denken. Der ist über fünfzig und trinkt außer Wein keinen anderen Alkohol. Ich wollte auch immer kein Alkohol trinken. Und wenn ich auf Feiern meine eiserne Regel durchführen wollte, lachten sie mich aus. –Mensch du trinkst ja gar nichts, sei doch nicht so bla bla bla ...

Und bei diesem Glas Wein kam mir der Gedanke, dass ich einfach nicht genug blödsinn in meiner Jugend angestellt habe. Das ich wahrscheinlich auch deshalb jüngere Freunde habe, mit denen ich noch so was machen kann. Bin ich aber mit gleichaltrigen zusammen, könnte ich manche Dinge nicht machen. Deshalb hat mein Freund also nicht recht, ich käme mit älteren Menschen besser aus. Ich komme mit den auch aus, aber bestimmt nicht besser.